Die erste Jahreshälfte 2025 war für uns eine Zeit intensiver Begegnungen, Diskussionen und gelebter Partnerschaft zwischen Göttingen und Toruń. Wir möchten hier einen Einblick in die vielfältigen Veranstaltungen geben, mit denen wir den deutsch-polnischen Austausch in Göttingen und darüber hinaus weiterentwickelt und vertieft haben.

Den Auftakt bildete Ende Januar eine Online-Videokonferenz mit Dr. Agnieszka Łada-Konefał vom Deutschen Polen-Institut zum „Deutsch-Polnischen Barometer“. Interessierte informierten sich über aktuelle Trends und gegenseitige Wahrnehmungen in den deutsch-polnischen Beziehungen und diskutierten engagiert, welche Herausforderungen und Chancen sich daraus für die Zukunft Europas ergeben.

Im Februar stand ein wichtiges Zeichen der Solidarität auf dem Programm. Gemeinsam mit der Ukrainisch-Deutschen Gemeinschaft in Südniedersachsen und der Europa-Union Göttingen beteiligten wir uns an der Organisation der Kundgebung für die Ukraine in Göttingen. Zum dritten Jahrestag des russischen Überfalls versammelten sich Menschen zu Friedensgebet, Schweigemarsch und einer Kundgebung auf dem Marktplatz. Musikalische Beiträge ukrainischer Künstlerinnen sowie Redebeiträge von Bundestagsabgeordneten und zivilgesellschaftlichen und kommunalpolitischen Vertreter*innen unterstrichen die Dringlichkeit, für Frieden und Freiheit in Europa einzutreten.

Mit dem Polen-Experten Dr. Matthias Kneip konnten wir im Rahmen zweier Veranstaltungen Wissen vermitteln und Neugier wecken. In der Galerie Alte Feuerwache beleuchtete er den Roman „Quo vadis“ von Henryk Sienkiewicz und dessen Bedeutung für die polnische Geschichte. Zudem fand an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule eine Lesung und Diskussion zum Thema „111 Gründe, Polen zu lieben“ statt. Die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen beteiligten sich aufmerksam und lebhaft – ein gelungener Auftakt für eine neue Bildungspartnerschaft, über die wir uns besonders freuen.

Im April luden wir zu einem besonderen literarischen Abend in die Galerie Alte Feuerwache ein. Prof. Dr. Peter Oliver Loew stellte seinen ins Deutsche übersetzten Band „Ich habe eine Barrikade gebaut“ mit Gedichten von Anna Świrszczyńska vor. Die eindringlichen Texte über ihre Erlebnisse während des Warschauer Aufstands beeindruckten die Versammelten tief und führten zu einer lebhaften Diskussion über Erinnerungskultur und Übersetzungsarbeit.

Im Mai folgte ein weiterer literarischer Schwerpunkt mit dem Vortrag von Dr. Hans-Christian Trepte zu „Grenzüberschreitung, Grenzerfahrung und Entgrenzung in der zeitgenössischen polnischen Literatur“. Dabei wurden Werke von Andrzej Stasiuk, Joanna Bator, Szczepan Twardoch, Olga Tokarczuk und Tomasz Jedrowski beleuchtet. Im Mittelpunkt standen Fragen nach Identität, Fremdsein und den Chancen, die Grenzüberschreitungen in einer globalisierten Welt bieten.

Ein Höhepunkt der ersten Jahreshälfte waren die 6. Göttingen-Thorner Gespräche, die vom 30. Mai bis 1. Juni 2025 in Thorn/Toruń stattfanden. Unter dem Motto „Neue Perspektiven wagen – deutsch-polnischen Dialog neu denken“ reisten über 100 Teilnehmende an, darunter 25 aus Göttingen. Wir diskutierten in drei Podien über die Rolle der Zivilgesellschaft, die Bedeutung der Medien für den Dialog und über nachhaltige grenzüberschreitende Initiativen. Ein Theaterstück setzte einen künstlerischen Akzent, und eine gemeinsame Weichsel-Fahrt bot Raum für Gespräche und neue Freundschaften. Wir danken allen, die dabei waren, besonders Göttingens Bürgermeisterin Onyeka Oshionwu für ihr Grußwort, dem Trio Aurea für die musikalische Umrahmung und unserem Organisationsteam (Renate Borchardt, Thomas Kunze und Harm Adam) für Grußworte und Moderationen. Auch die Europa-Union Göttingen war als Partner aktiv dabei. Für die deutsch-polnischen Beziehungen bleiben wir optimistisch – wenn wir gemeinsam im Dialog Ziele entwickeln und diese nach außen vertreten, können wir viel bewegen.

Darüber hinaus durften wir im Frühjahr an einer bewegenden Veranstaltung im Museum Friedland teilnehmen. Dort erinnerten Zeitzeugen an Flucht und Vertreibung vor 80 Jahren. Besonders eindrücklich war das Gespräch mit Edelgard Grothey, Martin Adloff und Gerd-Helmut Schäfer über ihre Kindheitserfahrungen. Vorher gab es eine Führung durch die Ausstellung „Fluchtpunkt Friedland“. Unsere stellvertretende Vorsitzende Klaudia Hanisch sprach in ihrem Grußwort über Empathie und Vertrauen als Grundlage für Verständigung – damals wie heute. Wir gratulieren dem Museum Friedland herzlich zum 10-jährigen Bestehen und danken für seine wichtige Erinnerungsarbeit.

Wir sind ganz stolz auf diese abwechslungsreiche erste Jahreshälfte 2025. Für das zweite Halbjahr planen wir bereits weitere Veranstaltungen, Lesungen und Gesprächsrunden und freuen uns auf alle, die mit uns Brücken bauen wollen – zwischen Göttingen und Toruń, zwischen den Generationen, zwischen Deutschland, Polen und der Ukraine – für die Zukunft Europas.

Mehr Informationen und aktuelle Termine gibt es jederzeit auf unserer Homepage, auf Facebook https://www.facebook.com/DPGGoettingen und Instagram @dpg_goettingen.

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